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Nachlese zum Spaziergang durch Heslach


mit Gundi Grafe und Peter Herrmann


Fabrikbauten aus der Jahrtausendwende

Stuttgart-Heslach wurde 1451 von Stuttgart aus gegründet und war bis Anfang des 19. Jahrhundert ein rein wirtschaftlicher Weiler, in dem, bedingt durch seine Lage, überwiegend Weinanbau betrieben wurde.

Der Aufschwung setzte Mitte des 19. Jahrhundert mit der Entwicklung des Handwerks und durch Industrieanlagen durch Gerbereien, Bleicherein, Brauereien, Ziegelei, Eisengießerei, mehrere Trikotagenfabriken u. Kartonagenfabriken ein.

So tauchten wir auf unserem Stadtspaziergang tiefer in die Entstehungen der einzelnen Unternehmen ein, und erfuhren viele Hintergründe, und am Rande auch die ein oder andere nette Anekdote.

Wir trafen unseren Stadtführer Peter Herrmann pünktlich am Bahnsteig Südheimer Platz, wo er schon mit den wartenden Stuttgarter Teilnehmern ins Gespräch kam. Die Begrüßung fand am Südheimerplatz statt, wo uns ( 18 Teilnehmer ) die ersten Sonnenstrahlen fröhlich auf den Tag einstimmten. Peter Herrmann erläuterte kurz die Entstehung von Heslach speziell das Gebiet Südheim 1902 gebaut vom Verein zum Wohle der arbeitenden Klasse

So führte uns unser Stadtführer durch das beschauliche Heslach, und man staunte wie viele unterschiedliche, kleine Unternehmen hier früher ansässig waren. Zu erwähnen sind die kleinen Brauereien, die im Stadtgebiet gegründet wurden. Zu den ersten zählt die Brauerei Geiger gegründet 1811 am Nesenbach oberhalb Alt-Heslach.

Die großen dieser Zunft waren das Brauereigespann Rettenmaier-Tivoli, 1899 Zukauf der Hirschbrauerei in der Böblingerstr. Nach dem 1. WK Fusionen zur Württembergisch -Hohenzollerschen Brauereigesellschaft, welche ab 1935 in der Stuttgarter Hofbräu AG. zusammenging. Auch Dinkelacker gehörte zu dieser Zeit zu den Großen dazu.

Brauereien verdienten damals ihr großes Geld nicht mit Bierverkauf sondern mit Immobilien, das ist bis heute so geblieben. Fast alle diese Fabrikbauten wurden in Klinkervollstein gebaut und von dem Architekten Bihl (Bihlplatz) geplant.

Auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei Frank in der Böblingerstr. steht jetzt ein architektonisch, gelungenes Mehrgenerationenhaus.

Weniger bekannt der kleine Autohersteller Diabolo in der Adlerstr. Später in Bruchsal. So erfuhren wir, dass Heinz Rühmann hier sein erstes Auto (Kabinenroller) kaufte.

Das Unternehmen Benger & Söhne gegründet 1852 in Degerloch. Benger produzierte Gustav Jägers Reformunterwäsche aus Wolle. Diese trug der von der Homöopathie überzeugte Robert Bosch. Wilhelm Bengers Tochter Wilhelmine erhielt das Ladengeschäft in der Sophienstr. 1890 als Mitgift bei der Heirat mit Gotthold Maute und seitdem firmiert dieses Geschäft unter Maute-Benger in der jetzigen Königstr. Beeindruckend war auch der ehemalige Industriebau von Eugen Leppenau Markenname Elepa, Briefumschläge und Briefpapier, zeitweise Europas größter Hersteller. 1989 wurde die Fa. verkauft. Ein ebenso imposanter Bau war das ehemalige Zeiss-Ikon Contessa Werk für Fotoapparate in der Dornhaldenstr. Nach dem Krieg nochmals deutlich erweitert, und zudem wurde eine kleine Arbeiter Sozial Siedlung, genannt Eiernest in der Nähe gebaut. Sozial sind die jetzigen Immobilien Preise für die kleinen Reihenhäuschen schon lange nicht mehr.

In den bestehenden Industriegebäuden kann man jetzt teure Loft Wohnungen und Appartements anmieten.

Zuletzt ist uns das Unternehmen bekannt unter den Namen Kodak in Untertürkheim. So endete unser äußerst, interessanter Stadtspaziergang am Erwin-Schoettle Platz, wo die prächtige Mattäuskirche steht, über den Bau und den Streit über den Standort haben wir auch noch einiges erfahren. Wir haben durch unseren gut, vorbereiteten Stadtführer Peter Herrmann soviel kleine Unternehmen, über ihre Entstehungsgeschichten und darüber hinaus kennen gelernt. Durch seine lebendige Art und die kleinen Randbemerkungen die er einfließen ließ, verlief die Führung kurzweilig. Einige der Teilnehmer hatten sich unterwegs ihre Notizen gemacht, was sicher sinnvoll war, um es Zuhause noch mal nach zu vollziehen. Wir spazierten dann anschließend über den Marienplatz in Richtung Tübingerstr. wo wir zur Schlusseinkehr in Gaststätte der Dinkelackerbrauerei angemeldet waren. Nach der Einkehr schlenderten wir noch am neuen Gerber Einkaufszentrum vorbei in Richtung S –Bahn Stadt-Mitte. So ereichten wir am Nachmittag wieder unser vertrautes Korntal.

Gundi Grafe 23.02.2016





Fotos: Gundi Grafe 18.02.2016

Begrüßung mit Stadtführer Peter Herrmann

Eiernest Siedlung

Contesa-Nettel später Zeiss Ikon 1922

ehem. Gasthaus Traube Brauerei Rettenmeyer

Ende des Rundgangs am Erwin-Schoettlepl

Häuserzeile am Südheimerplatz

Fa. Elepa Briefumschläge 1913

Firmengeb. Metallwerke Kreidler 1903

Matthäuskirche erb.1876

Schlusseinkehr bei Dinkelacker

Hierzu die Eintragung in unserem Wanderbuch...

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